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Naturnahe Gärten – natürlich schön

„Wir wollen vom Garten ein freiwilliges Lächeln der Natur, kein ihr mühsam abgerungenes.“, Karl Förster. Mit diesem Zitat startete Jochen Thomann seine Präsentation über Naturnahe Gärten in der Vortragsreihe „Garten aktuell“ am Mittwoch, den 31. Mai 2023 um 17 Uhr, im Treffpunkt Grün auf der Gartenschau Balingen.

Naturnahe Gärten: Aktiver Klima- und Artenschutz

Artensterben, Insektensterben und Klimawandel sind zentrale Themen unserer Zeit, sie bewegen die Menschen tief. Denn mit unserem Konsumverhalten betreiben wir Raubbau an der Natur. Wir alle können dazu beitragen, einen neuen Weg einzuschlagen. Wer einen Garten bewirtschaftet, kann durch naturnahe Gestaltung und Pflege einen wichtigen Beitrag leisten.

Erholung und Naturerfahrung für Menschen

Naturnah gestaltete Gärten können viele Ansprüche an Erholung, Gesundheit und Naturerfahrung erfüllen. Sie sind für Mensch und Natur ein Lebensraum, der diesen Namen auch tatsächlich verdient: ein Raum zum Leben.

Lebensraum für Tiere und Pflanzen

Gärten sind ein Refugium für Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie sind wichtig als Lebensraum für über 2.500 Tierarten, darunter allein 650 Schmetterlings- und 100 Vogelarten. Dazu kommen noch rund 1.000 heimische Wildpflanzen, die in naturnah gestalteten Gärten die geeigneten Standortbedingungen finden.

Böden sind Wasserspeicher

Mit der Klimaveränderung gewinnt das Thema „Nutzung von Niederschlagswasser“ zunehmend an Bedeutung. Auf natürlich bewachsenen Oberflächen versickern und verdunsten bis zu 90% des Regenwassers. Auf versiegelten Oberflächen werden 75 – 100% des Niederschlagwassers abgeleitet!

Naturnahe Lösungen

Auch Plätze und Flächen können naturnah gestaltet werden. Wichtig sind Material und Art der Ausführung. Fugen werden nicht versiegelt, Spontanvegetation darf sich entwickeln. Materialen aus der Region haben Vorrang, sie haben in der Regel die besserer Umweltbilanz.

Mit Pflaster- und Plattenbelägen lassen sich ansprechende und anspruchs-volle Wege und Plätze gestalten. Wenig genutzte Flächen können aus Schotterrosen oder mit Wildkräuter-mischungen hergestellt werden. Beläge können auch aus durchlässigen Betonsteinen geschaffen werden. Auch die Verwendung von gebrauchtem Platten und Pflastermaterial ist sinnvoll und schont Ressourcen. Wege können wassergebunden angelegt werden. Sie bestehen nur aus mineralischen Baustoffen, sind aber dennoch ausreichend belastbar.

Regionale Baustoffe sind nachhaltig

Im naturnahen Garten werden vorwiegend regionale Baustoffe eingesetzt. Sie passen hervorragend zu den heimischen Pflanzen und leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesamtatmosphäre des Gartens.

Auch gebrauchte Platten, Pflaster- und Mauersteine eignen sich hervorragend. Diese haben bereits eine schöne Patina und sind besonders umweltverträglich. Außerdem entfallen lange Transportwege! Heimische Hölzer wie Lärche, Eiche oder Robinie sind die besten Tropenholzalternativen. Wo immer möglich wird der Einsatz und die Verwendung von Kunststoffen vermieden.

Es ist nicht notwendig, alles zu verändern, man kann auch mit kleinen Maßnahmen anfangen!

Wer nicht seinen ganzen Garten naturnah gestalten will, kann dennoch eine Menge für die Tierwelt tun. Schon die Anlage der nachfolgenden beschriebenen Kleinstrukturen hat eine erstaunliche Wirkung auf die Tierwelt.

Elemente im naturnahen Garten

Wasser in unterschiedlicher Form ist ein Grundelement und Ursprung des Lebens. Im naturnahen Garten bietet Wasser vielfältige, spannende Gestaltungsmöglichkeiten: Fisch- oder Schwimmteich, Bachlauf, Wasser-graben, Sumpfbeet, Wasser- und Trinkbecken für Vögel und Insekten.

Begrünte Dächer haben viele Vorteile:

Sie bieten zusätzliche Fläche für einen vielfältigen Lebensraum. Sie speichern Niederschlagswasser und reduzieren den Abfluss von Regenwasser. Sie sorgen durch den Verdunstungskälte-Effekt der Vegetation für Abkühlung. Sie fungieren als zusätzliche Dämmung und tragen zur Reduktion der Heizkosten bei. Sie werden in vielen Kommunen finanziell gefördert.

Grüne Wände – praktischer Klimaschutz: Begrünte Fassaden sind aus ästhetischen und ökologischen Gründen äußerst attraktiv. Sie stellen eine ideale Lösung dar, wenn für Grün wenig Platz zur Verfügung steht. Sie gliedern und strukturieren Gartenteile, lassen harte Hauskanten weich erscheinen und nehmen hohen Fassaden ihre Wucht.

Totholz in allen Formen ist ein extrem wichtiger Bestandteil eines funktionierenden Ökosystems. In totem Holz lebt eine Vielzahl von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Flechten, Algen. Es dient zugleich als Nahrung, Wohnraum und Schutz.

Blumenwiesen und Ansaaten, Blütenreichtum und Farbenvielfalt

Wiesenflächen voller Gräser, Wildblumen und Kräuter sehen nicht nur bunt und lebendig aus, sie sind auch ein Magnet für zahlreiche Insekten. Denn hier finden Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und andere Nützlingen Nahrung und Unterschlupf. Sogar Vögel verstecken sich gerne im hohen Gras.

Blumenwiesen sind pflegeleicht, je weniger von außen eingegriffen wird, desto besser kann sich die Natur entfalten. Wenn die Gräser und Blumen blühen, sollte die Fläche so wenig wie möglich betreten werden, damit die Insekten sich ungestört an den Blumen, Kräutern und Gräsern aufhalten können. Nach der Blüte wird die Blumenwiese mit der Sense geschnitten. Die Gräser bleiben einige Tage liegen, die Samen fallen zur Erde und die Blumenwies kann im nächsten Jahr wieder erblühen.

Zäune und Hecken und andere Grundstücksgrenze

Hecken aus Wildsträuchern, Zäune aus Weidengeflecht, Zäune aus heimischen Hölzern, vorhanden Zäune als Kletterhilfen für Ranker nutzen Trockenmauern gehören zu den reizvollsten Bauwerken im naturnahen Garten. Sie werden ohne Mörtel und Beton gebaut, dadurch ergeben sich Lücken zwischen den Steinen, die für Tiere und Pflanzen ein beliebter Lebensraum sind.

Obst und Gemüse, frisch und gesund

Die Prinzipien der naturnahen Gartengestaltung, finden auch im konventionellen Nutzgarten Anwendung. Artenvielfalt, alte Sorten und standortgerechte Pflanzungen sind auch im Nutzgarten wichtige Basis-elemente. Gedüngt wird in der Regel mit natürlichen Zusätzen, wie z.B. Kompost, der selbst im Garten produziert wird. Gemüse- und Obstsorten, die in der Region heimisch sind oder waren, werden im naturnahen Garten gerne eingesetzt, denn sie haben sich als besonders robust erwiesen. Altbewährte Arten und Sorten geraten so nicht in Vergessenheit, sondern werden wertgeschätzt und erhalten.

Reiche Ernte in perfekter Arbeitshöhe – Hochbeete liegen im Trend.

Die Gründe sind nachvollziehbar: Pflanzen sind vor Schnecken, Nagern und anderen Tieren geschützt. Die Arbeitshöhe ist perfekt. Hochbeet können auch auf dem Balkon oder der Terrasse angelegt werden. Durch Zusammensetzung der Schichten auf relativ engem Raum, entwickelt sich natürliche Wärme im Hochbeet. Die Pflanzen gedeihen besser, aufgrund besserer Nährstoff-versorgung. Hochbeete bestehen in der Regel aus verschiedenen Schichten, aus Ästen und Grünabfällen, Kompost und torffreien Gartenerden.

Pflanzen und Insekten, wie Topf und Deckel

Bestimmte Tiere sind auf ganz bestimmte Pflanzen spezialisiert. Das gilt für viele Wildbienen, aber auch für Schmetterlinge, Wespen und andere Insekten. Rund 190 Wildbienenarten ernähren sich überwiegend von einer ganz bestimmten Pflanzenart. Was den einen nährt, führ zur Bestäubung des anderen.

Naturnahe Gärten und Klimawandel

Der Klimawandel macht sich durch ungewöhnliche Wetterereignisse bemerkbar, die Extreme nehmen zu. Hohe Temperaturen und langanhaltende Trockenphasen treten inzwischen häufiger auf, aber ebenso starke Regenfälle. Naturnah gestaltete Grünanlagen sind zukunftsfähige Anlagen. Sie stellen eine hervorragende Möglichkeit dar, den veränderten Bedingungen zu begegnen.

Dem Klimawandel begegnen durch naturnahe gestaltete Grünflächen und Lebensräume, durch standortgerechte Pflanzen und durch Entsiegelung.

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